Mal ganz ohne Plan

Mai 16, 2022

Oder zumindest so halbwegs. Denn eigentlich hatten wir eine ganze Zeit lang einen Plan, der sich aber aufgrund vieler Ereignisse, wenn man ehrlich ist, und nicht nur wegen der umfangreichen, na nennen wir es mal Corona-Maßnahmen, immer wieder ein Stück umstricken lassen musste.
Zunächst wären wir also auf der Suche nach einen Reisemobil. Erst sollte es ein Kastenwagen zum selber Ausbauen sein. Dann wechselte es zu einem LT, oder ähnlichen Gefährt der schon einiges an Ausstattung mit sich brachte. Auf jeden Fall aber ein Bad mit Dusche und WC. Kein Portapotti, den man einfach mitten in das Mobil stellte… Nicht nur Außendusche, oder merkwürdig geflickte Fenster, Nahtstellen, oder mit den bekannten Roststellen in Sicken, am Fensterrahmen

Dann wurde es (zumindest in unseren Köpfen) irgendwie ein Wohnmobil mit Solar auf dem Dach und schließlich waren wir über all die Monate ziemlich erschlagen von einer nicht enden wollenden Suche.
Wir hatten uns die unterschiedlichsten Modelle angeschaut. Waren Probegefahren, hatten Werkstätten befragt und die abenteuerlichsten Vorschläge erhalten. Denn das, was man so in den Anzeigen zu sehen bekam und was sich mit den Worten „…ist halt nicht mehr der Jüngste…“, „…steht für sein alter noch sehr gut da…“, „..man darf natürlich keinen Neuwagen erwarten…“, erst mal nicht als so schlecht in unserer Phantasie ausmalen lies, entpuppte sich dann doch meist als hoffnungsloser Reinfall. Und schließlich musste ich dann vor einer Woche ungefähr, beim Lesen der Schilderungen eines jungen Paares zur Wohnmobil-Suche auf einem Blog lauthals loslachen.
Denn tatsächlich: Wie erstaunlich ist es, dass man auf einmal alle Kastenwagen in korrekter Größer und Höhe, sowie Hersteller einteilen kann. Dass man alle Motorvarianten, Jahre der H-Zulassungen und damit verbundenen „Verzinkungs-Reihen“ der alten LTs, Ducato und Co kennt. Wie man die Straßenränder auf einmal scant, wenn man gedankenverloren ans eigentlich Ausbauprojekt, zum nächsten Termin fährt. Es ist, als ob sich eine neue Welt offenbart, die ich nie glaubte kennen zu lernen werden. Aber auch viel Mist sammelt sich an. Ich weiß nicht wie viele TOP Selbstausbauten ich mir angeschaut habe und doch immer wieder fast ein wenig erschrocken weggeklickt habe. Dann und wann, tauchten sie doch wieder in meiner Merkliste auf, weil, ja warum eigentlich?
Man hat sich ja im Vorfeld Gedanken gemacht:
– Was braucht man wirklich für das Mobil?
– Was ist unerlässlich für das persönliche Wohlbefinden und was ist wichtig für die Arbeit?
– Kann man wirklich ohne Nasszelle und WC eine geraume Zeit verbringen?
– Was hätte das für Konsequenzen?
– Und will ich wirklich jede Nacht in den blöden Alkoven klettern und mir meine Beine des nachts anschlagen, wenn ich schlaftrunken mal eben zum WC runter muss?
– Was für einen Stromverbrauch haben wir tatsächlich mit den paar Geräten?
– Können wir auch ohne Solar und ohne Landstrom für ein paar Tage auskommen?
Wir haben alle diese Fragen noch und nöcher durchdiskutiert. Notwendigkeiten festgestellt und wieder verworfen. Mobile angeschaut, diskutiert. Gelacht und auch doch Mängel gefunden, die vorher verschweigen wurden. Also alles retour. Kein Kauf. Und dann die nachträgliche Überlegung: Die 2-er Länge reicht doch nicht! Also vielleicht schon, aber ist das „luftig“ genug? Man will ja auch bei 7 Tagen Regen am Stück nicht gleich völlig deprimiert auf die dann doch auffallend hässlichen Spax-Schrauben der Innenverkleidung glotzen müssen. Man müsste es vielleicht doch selber machen. Alles selbst dämmen. Den Grundriss mit der besten Ausnutzung für UNSERE Bedürfnisse festlegen und dementsprechend die Wasserauslässe, Fenster, Lüfter angehen, Stromleitungen verlegen und Fußboden sowie Verkleidung der Wände und Decke nach eigenem Geschmack. Eine umklappbare Sitzgruppe zu einem großen Bett war dann auch klar.
Alles Material wie Latten, Multiplexplatten, Schrauben, Winkel, Scharniere, Dämpfer, Lacke, Leim, Dichtmittel und viel Kleber schon mal grob berechnet und mit den Anschaffungskosten für Kühlbox, Solarpanel mit Laderegeler, -Umwandler, Batterien, Tanks, Leitungen, neuer Trenntoilette mit Zeichnungen und Berechnungen geplant.
Also hatten wir uns dann auf eine Größe festgelegt. Höhe war sowieso schon klar. Wir brauchten einfach nur noch unser Ausbaumobil. Doch dann die Hiobsbotschaft: Der Kredit wurde nicht bewilligt. Also Plan B. Wieder zurück auf Anfang. Kein über’s Los rennen. Eher langsam noch mal die Alten wieder ins Spiel bringen. Alle zuvor von der Merkliste verbannten LTs, die Ducatinos und nasenbärigen MB300er tummelten sich also wieder im imaginären Vorgarten.
Wer kennt’s nicht!? Oder ging es nur uns so?

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