Schweden I

Mai 20, 2022

Geht es nicht immer um Harmonie, Proportionen zueinander, einen symmetrischen Look oder Dinge im Leben, die besser halb gut als halb schlecht sein sollten? Ist das Glas nicht aber immer gleichzeitig halb voll UND halb leer? Trotzdem gibt es (für uns) auch immer wieder Hindernisse und schwierige Situationenm in denen wir versuchen herauszufinden, was auch dann immer noch das Beste für uns ist. Und nachdem wir uns lange Zeit überhaupt nicht mehr bewegen konnten, hatten wir so unglaubliches Glück, endlich Schweden mit dem Van zu besuchen. Wir hatten eine wunderschöne Zeit und fanden ein paar inspirierende und atemberaubend ruhige Orte, wie man sie sich nur wünschen konnte. Wir hatten aber auch tatsächlich ALLE Wettersituationen dabei und konnten jetzt zurück zu Hause endlich  die Schwierigkeiten der Farbentwicklung hinter uns lassen und versuchen das ganze angesammelte Material zu bearbeiten und zu digitalisieren. Noch ist nicht alles fertig, aber wir beginnen hier jetzt mit der Reise und nehmen Euch mit auf diese tolle erste längere Van-Tour. Und für den Anfang war auch gleich der zeitgleiche Ausfall von zwei unserer analogen Kameras  eine ziemliche herbe Enttäuschung und gemein und traurig und herausfordernd…

So gab es also nicht nur wärmenden Sonnenschein, wir haben auch den starken Sturm und Regen dessen zu spüren bekommen, was es bedeutet, altem Zeug zu verfallen, das Pflege und Wartung auf ganz anders Weise braucht, als es heutige Technik nötog hat. Aber am Ende haben wir es geschafft, einige herausragende Orte wie das Kallbadehus in Varberg zu besuchen und diese Momente unter anderem mit unserer Lochkamera LIV festzuhalten.

Es ist eines von zwei Spas, die wir in Schweden besucht haben. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein! Das eine strahlt das luxuriöse Gefühl einer vergangenen Ära aus, das andere (Karlsham) sieht – wieder einmal – aus, als wäre ein Raumschiff an der Küste gelandet. Wie auch immer, wir hatten ziemliches Glück mit dem Wetter, das sowohl einen dramatischen Himmel als auch die früh untergehende Sonne mit einigen stimmungsvollen Dunstmomenten über dem Wasser bot. In Varberg haben wir zwei Aufnahmen gemacht, eine mit einigen Besuchern und eine ohne. Anders als wir erwartet hatten, gefiel uns die mit Menschen aber doch besser!


Das führt mich zu einem weiteren Punkt, der mir wichtig scheint. Wir wurden meistens sehr herzlich empfangen und viele Leute kamen mit uns ins Gespräch, während wir mit LIV da standen und unsere Langzeitbelichtungen machten. Wir sprachen über den regnerischen schwedischen Sommer, Kameras, Fotografie, Natur, Essen und vieles mehr. In Karlshamn bekamen wir sogar eine Tour durch die Sauna und es war nicht nur erstaunlich, wie genial sie dort in der Bucht zum offenen Meer hin platziert und gebaut wurde. Das moderne, grafische Erscheinungsbild und die Wärme der Vollholzkonstruktion hatten uns sofort in den Bann gezogen. Die Ansicht von außen und der Anblick ständig neu ankommender Besucher, die dieses tolle Gebäude betraten (wohl um den Arbeitstag abzuschütteln), machten uns neugierig. Und als hätte der Manager unsere Gedanken gelesen, kam er nach draußen zu uns, wo unser Stativ mit LIV stand und bot uns eine Führung ins Innere an. Die uns entgegen staunenden Blicke, da wir schon in Winterjacke und mit der ganzen Ausrüstung unterwegs waren, konnten kaum verwunderter sein, dennoch waren alle sehr entspannt und nett. Kein Wunder bei dieser Aussicht durch eine riesige traumhafte Glasfront über die Bucht – einfach unbezahlbar. Und wenn man dort sitzt und eine Pause von der Hitze braucht, um sich abzukühlen, taucht man einfach kurzerhand draußen ins Meer ab. Wenn sich also jemals die Gelegenheit bietet diesen Ort zu besuchen, können wir es nur wärmstens empfehlen. 😉

Es gab auch einige ziemlich raue Fahrten, bei denen ich dachte, wir oder zumindest der Van würden es nicht in einem Stück schaffen. Nachdem ich also völlig durchgeschwitzt war, nur vom panisch auf dem Beifahrersitz sitzen und mich in den Türgriff zu klammern, hatte ich aber nach der Fahrt das Glück, an einer steinigen, sehr einsamen Küstenseite gelandet zu sein, um auf Millionen von Jahrtausende altem Sandstein herumzuwandern. Die Farben und das Licht waren magisch für mich. Wir waren fast komplett für uns allein und irgendwie hat mich dieser Ort nach einem langanhaltenden, persönlichen Kampf wieder richtig zum Leben erweckt. Ich konnte einfach nur da sitzen und atmen und auf das Meer starren oder auch jeden einzelnen Stein berühren, nur um die Geschichte zu spüren, auf der wir dort gewandelt sind.

Leider war das aber auch der Ort, an dem zwei unserer Kameras kaputt gingen. Und Frank in gewisser Weise auch. Es ist nicht so einfach, den Kopf oben zu halten, wenn man das Gefühl hat, alle Bilder zu verlieren, die man in den letzten Tagen gemacht hat. Also brauchten wir diesen wundervollen Ort mitten auf Öland wirklich, um unsere Batterien wieder aufzuladen. Natur pur können die Schweden jedenfalls. Aber natürlich haben wir auch einige Zeit in Borgholm verbracht und ein paar der leckersten Crêpes und Galettes in der Norrings Crêperie gegessen, die man sich vorstellen kann. Wir können auch eine kleine Einkaufstour für Kissen in KOOKONs Atelierladen empfehlen, um sich in all den wunderschön, von der Natur inspirierten Keramiken und Kissen aus traditionell japanischer Kleidung zu verlieren. Wir konnten nicht widerstehen und mussten eher darum ringen, wie viel wir mitnehmen würden, als dass wir überhaupt etwas hätten finden können… Das war vielleicht notwendig, um die Lücke der kaputten Kameras zu füllen. Aber wenn ihr erstmal selber da im Laden steht, werdet ihr schon verstehen.

Diese Farben und die Aussicht trage ich jedenfalls immer noch mit mir herum. Es war eine so tolle Tour, dass wir es hier nicht so einfach in einem kurzen Post zusammenfassen können. Wir werden sicher noch etwas Zeit brauchen, um die Vielfalt der Bilder zu zeigen, die wir gemacht haben und all diesen Orten genug Platz zu geben. Außerdem hat es einige Zeit gedauert, sich von diesem Schock zu erholen, und vielleicht mussten wir andere neue Wege finden, um tiefer in die Fotografie in unterschiedlichen Formaten einzusteigen. Aber die Erinnerungen, die wir gemacht haben, so unerwartet sie auch sind, füllten unsere „Gläser“ voll mit Halbmondlicht und Sternschnuppen überall am dunklen Nachthimmel irgendwo mitten im Nirgendwo, mit der Freundlichkeit wundervoller Menschen, mit atemberaubenden Campingplätzen und gut behandelter Natur, gutem Essen und einem blühenden Entdeckergeist. Vielleicht kommt das den Superlativen schon ziemlich nahe, aber warum eigentlich auch nicht? (;

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